Samstag, 17. Mai 2008

Wahrheit und Dichtung

Der alte Goethe [Bild, 1828] schreibt ganz richtig, dass die wahre Literatur erstunken und erlogen sein muss. Seine Autobiographie "Dichtung und Wahrheit" (1811-1831) ist eben nicht einfach Chronik seines Lebens - abgesehen davon, dass diese vierbändige Geschichte nur bis zu seinem 26. Lebensjahr erzählt wird -, sondern das Abbild eines Abbildes:
Denn das scheint die Hauptaufgabe der Biographie zu sein, den Menschen in seinen Zeitverhältnissen darzustellen und zu zeigen, inwiefern ihm das Ganze widerstrebt, inwiefern es ihn begünstigt, wie Welt- und Menschenansicht daraus gebildet und wie er sie, wenn er Künstler, Dichter, Schriftsteller ist, wieder nach außen abgespiegelt.
Die Frage bleibt offen, ob das auch für den Umkehrschluss gilt, ob jede Dichtung, und sei sie noch so phantastisch, die ganze Wahrheit enthält.

Keine Kommentare: