Montag, 23. Juni 2008

Kartographie des Wissens

In der Geschichte wurde ja immer wieder einmal der Versuch unternommen, das gesamte Wissen der Menschheit - zumindest das in Büchern niedergeschriebene - zu sammeln und in seiner Essenz darzustellen. Selbst nachdem man sich am Ende des 19. Jahrhunderts vom Typus des Universalgelehrten und von den Systemphilosophien abgewendet hat, gibt es heute im 21. Jahrhundert noch immer derartige Versuche. Der Amerikaner Ken Wilber ist auf diesem Gebiet wohl die herausragenste Figur unserer Tage. In seinen Werken "Das Spektrum des Bewußtseins"(1977), "Eros, Kosmos, Logs" (1995), "Integrale Psychologie" (2000) oder "Integrale Spiritualität" (2006) entwirft Wilber eine Art Landkarte des menschlichen Wissens und erreicht trotz der Berücksichtigung eines Methodenpluralismus' ein zusammenhängendes Bild. Eine typische Große Erzählung, wie sie seit der Postmoderne verschrieen ist.


Hinzu kommt, daß Wilber nicht nur die westliche Wissenschaft, sondern auch die östlichen Weisheitslehren - etwa den Buddhismus, Daoismus oder Hinduismus - in seine Landkarte integriert und damit auf pauschale Kritik oder Ignoranz stößt. In Europa wird Wilber nur in New Age-Kreisen rezipiert, die widerum auf seine polemischen Kritiken an ihrer oftmals seichten Esoterik nicht gerade begeistert reagieren. Wilber wird vielleicht erst noch entdeckt werden.