Dienstag, 10. Juni 2008

Bibliothek bei Nacht

Es gibt bekanntlich ein paar Klischees über Bibliotheken, insbesondere über die Unscheinbarkeit ihrer Angestellten. Alberto Manguel - der ehemalige Vorleser des erblindeten Jorges Luis Borges [Bild] -, der mit seiner "Geschichte des Lesens" (1998) längst berühmt geworden ist, hat auch eine ausgesprochen lesbare Geschichte der Bibliothek geschrieben, wobei Geschichte bei Manguel niemals chronologisch zu verstehen, sondern eher autobiographisch - als Zeugnis eines Enthusiasten. Statt dem Klischee der Unscheinbarkeit wird hier gewissermaßen die Erotik der Bibliothek besungen, leise und melancholisch und mitunter mit einem Pathos für das es Nacht sein muß.

In "Die Bibliothek bei Nacht" (2006) findet sich auch jene labyrinthische Logik des Hypertextes, die Manguel so formuliert:
Manchmal träume ich von einer gänzlich namenlosen Bibliothek, in der die Bücher weder Titel noch Autor kennen, sondern zu einem kontinuierlichen Erzählstrom verschmelzen, in dem alle Genres, alle Stilrichtungen und alle Geschichten einfließen und wo alle Protagonisten und Orte unbenannt sind, ein Strom, in dem ich an jedem beliebigen Punkt eintauchen kann.

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